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Was ist der Heilige Gral?

Kaum eine Legende hat die Menschen so fasziniert wie die vom Heiligen Gral. Um ihn ranken sich Mythen und Geschichten, wie um keinen anderen Gegenstand der Vergangenheit. Diese werden auch noch durch Filme geschürt, wie zum Beispiel in „Indianer Jones“. Auch in der Literatur wird das Thema gerne aufgenommen. Am Bekanntesten ist die Sage um König Artus und seine Ritterrunde, die den Gral bewachen soll. Fragt man Esoteriker, so werden dem Heiligen Gral Zauberkräfte zugeschrieben. Seinem Besitzer werden ewige Jugend, großes Glück und üppige Speisen versprochen. Doch was hat es genau mit dem Heiligen Gral auf sich? Was ist dran an den Mythen und Legenden, die sich um ihn ranken?

Heiliger Gral – die Anfänge

Erwähnt wurde der Heilige Gral zum ersten Mal Ende des 12. Jahrhunderts in der Sage um König Artus, die von dem französischen Autor Chretien de Troyes stammt, die jedoch aufgrund seines Todes nie beendet wurde. Der naive Held Perceval verlässt sein Zuhause, um Ritter zu werden. Schon immer hatte er gespürt, dass er ritterlicher Herkunft ist, doch seine Mutter hatte ihm das immer verschwiegen. Das gelingt ihm auch bei König Artus und seiner Tafelrunde. Da er gut mit Waffen umgehen kann, gelangt er zu Ansehen. Jetzt allerdings gehen die Wege der Gralslegenden auseinander. Eine davon besagt, dass der Ritter alleine loszieht, um den heiligen Gral zu suchen. Eine andere Legende behauptet, dass die Ritter der Tafelrunde eine Vision hatten und sich gemeinsam auf die Suche des heiligen Grals begaben. Zur Suche gehörte auch, dass die Ritter die unterschiedlichsten Aufgaben lösen mussten. Am Ende der Suche gelingt es dem Helden oder allen Rittern das Geheimnis zu lüften.

Über das Aussehen des Grals gibt es mehrere Überlieferungen. Er soll die Form eines Kelches haben. Andere behaupten, dass er aussehe wie eine Schale oder dass er ein Stein wäre. Selbst die Bundeslade wird oftmals als Gral bezeichnet. Doch bis heute weiß niemand, was sich wirklich hinter dem Heiligen Gral verbirgt, wenn es ihn denn tatsächlich geben sollte.

Doch außerhalb der mittlerweile verschiedenen Gralsromane gibt es auch eine christliche Überlieferung, die von Robert de Boron stammt. Demnach soll es sich um einen Kelch handeln, den Jesus Christus bei seinem letzten Abendmahl benutzt haben und in dem bei seiner Kreuzigung sein Blut von Josef von Arimathäa aufgefangen worden sein soll. Danach soll dieser nach England geflüchtet sein.

Zur gleichen Zeit wurde von dem deutschen Dichter Wolfram von Eschenbach eine eigene Darstellung über den Heiligen Gral veröffentlicht. Nach seiner Übersetzung des von Chretiens geschriebenen Romans erweitert er den Roman um viele weitere Quellen. Nach seiner Erzählung ist der Heilige Gral ein Steingefäß beziehungsweise ein Stein mit dem Namen Lapis Exillis. Er soll bei den Gralsrittern für Speisen und Getränke gesorgt haben. Außerdem soll sein Anblick eine Woche vor Alterung und vor dem Tod schützen.

Der Heilige Gral in der modernen Geschichte

Auch bis in unsere heutige Zeit setzt sich die Mythologie der mittelalterlichen Gralsgeschichte fort. Henry Lincoln, Richard Leigh und Michael Baigent, drei BBC-Reporter, teilen in ihrem 1982 veröffentlichten Buch „Der Heilige Gral und seine Erben“ die Meinung, dass es sich bei dem französischen San Greal um eine Verschlüsselung von Sang Real handelt. Hier soll sich ein Hinweis befinden, der auf eine Verwandtschaft zu Christus schließen lässt. Das würde bedeuten, dass Maria Magdalena entweder die Gefährtin von Jesus, wenn nicht sogar die Ehefrau gewesen wäre. Die Autoren nennen als Grundlage für ihre Thesen das apokryphe Philippusevangelium. Hier steht geschrieben: „Und die Gefährtin Christi ist Maria Magdalena. Der Herr liebte sie mehr als alle anderen Jünger…“. (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Heiliger_Gral)
Die Reporter nahmen außerdem an, dass die schwangere Maria Magdalena nach dem Tod von Jesus Christus gemeinsam mit Josef von Arimathäa nach Gallien geflüchtet sei. Dieses Kind soll der Heilige Gral sein. Doch es stellte sich später heraus, dass die Geschichte auf Fälschungen basierte, die der Franzose Pierre Plantard veröffentlicht hatte. Die Reporter gingen von der Glaubwürdigkeit der Geschichte aus.
Auch der bekannte Autor griff die Sage um den Heiligen Gral in seinem Roman „Sakrileg“ auf. Dabei bezieht er sich auf das Gemälde „Das letzte Abendmahl“ von Leonardo da Vinci. Demnach soll es sich um den Apostel Johannes, der im Bild mit zarter Figur dargestellt wird, um Maria Magdalena handeln. Er bezieht diese Information aus den gnostischen Apokryphen, in denen Maria Magdalena immer einer Sonderstellung im Leben von Jesus Christus eingenommen haben soll. Dieser Roman von Dan Brown erschien 2006 unter dem Titel: „The Da Vinci Code“ im Kino.

Heiliger Gral als Schale

Es gibt weitere Interpretationen über den Heiligen Gral. So soll es sich dabei um eine Schale handeln, die während der Ära von König David unter dem Hügel Golgota versteckt gewesen sein soll. Der Überlieferung nach sollen in dieser Schale Blutstropfen von Jesus während seiner Kreuzigung aufgefangen worden sein. Tatsächlich befindet sich eine als Heiliger Gral bezeichnete Schale in der Hofburg in Wien in deren Schatzkammer.

Ein weiteres Relikt, das als Heiliger Gral bezeichnet wird, befindet sich in der Kathedrale von Valencia. Es soll sich dabei um den Abendmahlsbecher von Jesus handeln. Weiterhin soll ein als echter Gral bezeichneter Kelch in der Basilika San Isidoro in Nordspanien ausgestellt sein. Bevor er nach Spanien gekommen sein, soll er angeblich 700 Jahre in Jerusalem in der Grabeskirche versteckt worden sein. Auch dieser Kelch wird als Trinkgefäß von Jesus verehrt. Eine weitere These über den Heiligen Gral ist, dass es sich hierbei um die legendäre Bundeslade handeln soll, in der die von Moses auf zwei Tafeln geschriebenen zehn Gebote aufbewahrt werden.

Wo liegt die Gralsburg?

Bei dem Versuch, den Heiligen Gral zu finden, gewinnt die sagenumwobene Gralsburg immer mehr an Bedeutung. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, was die Gralsburg ist oder wo sie sein soll. Der Legende nach soll sie an einem See oder Fluss liegen. Nur ein Mensch, dessen Herz rein ist, soll die Gralsburg sehen können. Im Inneren der Burg soll sie mit Edelsteinen und Juwelen versehen sein.

Im Südwesten von England, in der Nähe der Stadt Glastonbury, liegt eine Abtei, in der angeblich die Überreste von König Artus und Guinevere im Jahr 1190 entdeckt wurden. Am Tor der Stadt soll sich der Chalice Well (der Kelchbrunnen) befinden, der bis heute niemals versieht ist. Angelblich soll die Ursache dafür sein, dass hier einst der Heilige Gral versteckt wurde. Im südenglischen Winchester Castle befindet sich ein Tisch, der aus dem 13. Jahrhundert stammt. Seit dem 16. Jahrhundert gilt dieser Tisch als derjenige, aus der Tafelrunde von König Artus. In den französischen Pyrenäen befindet sich eine Festung der Katharer-Ritter. Als einige Katharer fliehen mussten, sollen sie dabei den „Schatz der Katherer“ gerettet haben. Wolfram von Eschenbach soll die Gralsburg einst als Musalvaesche genannt haben. Allerdings ist nicht klar, ob dieser Ort in den spanischen Pyrenäen liegen soll. Andere Spekulationen behaupten, dass die Gralsburg die Burg Wildenberg sein. Sie liegt im Odenwald und Wolfram von Eschenbach soll hier öfter Gast gewesen sein. Auch das Kloster San Juan de la Pena in den spanischen Pyrenäen soll ein Versteck des Heiligen Grals gewesen sein. In der Wiener Hofburg liegt die Schatzkammer des Kunsthistorischen Museums. Hier befindet sich eine Schale, die aufgrund ihrer feinen Äderung als Heiliger Gral bezeichnet wird. Man interpretiert die Äderung als geheime Schrift.

Heiliger Gral, nur ein Mythos oder ist doch ein wenig Wahrheit dabei?

Seit der Zeit von König Artus wird nach dem Heiligen Gral gesucht. Doch keiner weiß genau, um was es sich dabei handelt. Wie soll man etwas finden, von dem man nicht annähern weiß, um welchen Gegenstand es sich eigentlich handelt? Auch heute noch ist das Rätsel ungelöst. Unzählige Generationen haben sich bisher mit diesem Thema befasst und sind dennoch zu keiner befriedigenden Antwort gekommen. Wer sich auf die Suche nach dem Heiligen Gral begibt, der wird schnell mit Unsicherheit konfrontiert werden. Schon allein bei dem Wort „Gral“ streiten sich die Gelehrten. Sicher ist nur, dass das Wort aus dem Altfranzösischen stammt und von dem Wort „Graal“ abgeleitet ist. Bevor der Begriff „Gral“ ab dem 9. Jahrhundert eine wichtige Rolle spielte, befand er sich auf verschlungenen Wegen, die bis heute nicht mehr nachvollziehbar sind. Keltische Elemente flossen ebenso in die Gralssage ein, wie christliches oder sogar arabisches Gedankengut. Es gibt Auffassungen, in denen gehörte Wolfram von Eschenbach einem Templerorden an. Dieser soll 1119 gegründet worden sein und seine Mitglieder waren ausschließlich dem Papst unterstellt. Das Ziel dieses Ordens soll gewesen sein, das „Heilige Grab“ in Jerusalem zu schützen. Bekannt ist auch, dass diese Templer gute Beziehungen zum Orient hatten. Das öffnet Türen und Toren für reichlich Spekulationen um den Heiligen Gral. Bei allen diesen Mutmaßungen sind sich die Forscher allerdings einig, der Orient hat erst dazu beigetragen, dass der Gral zum Kulturgut im Abendland wurde.

Fast erscheint es bei diesen vielen Geschichten und Sagen sinnvoll, dass der Heilige Gral wohl besser niemals gefunden wird, wenn er denn tatsächlich existiert. Jedes Land würde versuchen, ihn an sich zu reißen und er würde nur Leid über die Menschheit bringen. Man sagt ihm zwar nach, dass er wundersame Dinge herbeiführen kann, aber das entspricht nur den Geschichteschreibern. Vielleicht versteckt sich der Heilige Gral unbemerkt in einer Sammlung auf irgendeinem Dachboden, ohne dass sein Besitzer etwas von seiner Existenz weiß. Die Suche nach dem Gral dient möglicherweise einzig und allein dazu, die Sehnsucht des Menschen nach dem ewigen Leben und dem Paradies zu stillen. Die Gralssage ist in Wirklichkeit weder religiös begründet, noch ist sie mit Romantik behaftet oder mystisch. Viel Unsinniges wurde im Laufe der Jahrhunderte über den Gral geschrieben, was sich in keinster Weise beweisen lässt. Vielmehr besteht auch heute noch die Gefahr, einem falschen Gral zu erliegen, sollte denn tatsächlich ein solcher Gegenstand gefunden werden.

Sicherlich mögen Geschichten, wie die um den heiligen Dornbusch von Glastonbury die Fantasie vieler Menschen beflügeln. Zur Erinnerung: Josef von Arimathäa soll zuerst in Glastonbury angekommen sein, als er nach England gereist war. Aus der Dornenkrone Jesus wurde ein Stab gezogen, den er in Glastonbury in den Boden rammte. Seit dieser Zeit wachsen auch heute noch die sonst für diese Region untypischen Weißdornbüsche. Das gibt viel Platz für Spekulationen. Doch solche oder ähnliche Geschichten gibt es haufenweise. Wer will da noch den Überblick behalten? Schließlich gibt es in Europa über 200 Gegenstände, die als Heiliger Gral bezeichnet werden. Zigtausende Theorien wurden im Laufe der Jahrhunderte über den Gral angestellt. Von seiner wundersamen Wirkung ist die Rede und in vielen Romanen oder Filmen dient er als Mittelpunkt. Doch bis heute ist nicht klar, was sich tatsächlich hinter dem Gral verbirgt. Ob sich das jemals ändern wird, ist fraglich. Jedenfalls entstammen viele Dinge, die dem Gral zugeschrieben werden, nur der Fantasie einiger Geschichtenerzähler oder Drehbuchautoren. Schließlich sorgen solche Geschichte von Mystik und Sagen für volle Kassen in den Kinos. Auch wenn es viele Menschen nicht gerne hören wollen, Tatsache ist, dass bisher noch niemand den Heiligen Gral zu Gesicht bekommen hat, geschweige denn, seine Wirkung zu spüren bekommen hat. Viele Gralsbotschaften sind entstanden, die einzig und allein nur demjenigen dienen, der sie erfunden hat. Man kann nur spekulieren, ob unter den 200 Gegenständen, die als Gral bezeichnet werden, tatsächlich der echte Gral dabei ist. Doch den Nachweis zu erbringen, ist nahezu unmöglich. Aber vielleicht taucht er eines Tages tatsächlich auf, der Heilige Gral, und verzaubert die Menschheit aufs Neue.

Der Wunsch des Menschen nach Erlösung, ewigem Leben und dem Paradies ist verständlich. Die Sagen um den Heiligen Gral erzählen von Heldentum und Ritterlichkeit. Das sind Eigenschaften, wie sie heute kaum noch zu finden sind. Wen wundert es da, dass die Sagen um den Heiligen Gral so viele Menschen beeinflussen. Unsere Welt ist zwar modern, aber immer noch offen für Verschwörungstheorien, Mystik und Magie. Die Gralssage gibt diesen Bereichen einen Nährboden, der niemals austrocknen wird. Auch in Zukunft werden die Geister der Menschen sich mit diesem Thema auseinandersetzen und die Hoffnung, endlich den wahren und einzigen Gral zu finden, wird niemals aussterben. Jedenfalls nicht so lange, bis tatsächlich seine Existenz bestätigt wurde. Doch bis dahin müssen wir uns mit den Sagen zufriedengeben, die schon seit Jahrhunderten durch die Literatur geistern und für Spannung sorgen. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern.