Zum Inhalt springen

Das Turiner Grabtuch – Reliquie und Ikone

Das 4,36 Meter lange und 1,10 Meter breite Leinentuch – bekannt als das „Turiner Grabtuch“- zeigt ein Ganzkörper-Bildnis eines gekreuzigten Menschen. Viele Christen glauben in den schemenhaften Umrissen des Grabtuches Jesus von Nazaret zu erkennen, jedoch ist die Authentizität weiterhin umstritten. Das Leinentuch aus dem Besitz einer Turiner Kathedrale wird bei vielen Menschen als das echte Grabtuch Christi verehrt, da die Abbildungen auf dem Leichentuch die Abdrücke des Körpers Jesu Christi entsprechen sollen. Um eine genaue zeitliche Einordnung zu finden, wurde 1998 eine Altersbestimmung durch die Radiokohlenstoffdatierung veranlasst. Diese Verfahren ordnete die Entstehung der Reliquie im Mittelalter ein. Dadurch argumentierten die Kritiker des Tuches dieses als eine Fälschung, da ein Betrüger mit hohen künstlerischen als auch naturkundlichen Fähigkeiten dieses Duplikat anfertigen hätte können.

1357 wurde das Tuch erstmals, dokumentarisch belegt, in der französischen Champagne der Öffentlichkeit präsentiert. Vier Jahre zuvor erhielt ein Ritter vom französischen König Johann II. den Auftrag, eine Kirche zu bauen, in der das Grabtuch aufbewahrt und ausgestellt werden sollte. Jedoch wurde schon damals die Reliquie von einigen Bischöfen als Fälschung bezeichnet. Am 14. September 1578 wurde das Grabtuch in die Turiner Kathedrale, dem Duomo di San Giovanni, überführt, wo es seinen heutigen Name erhielt.

Einem Feuer entkam das Leinentuch nur knapp am 12. April 1997, wo es im letzten Augenblick durch einen Feuerwehrmann gerettet wurde. Zuletzt wurde die Reliquie 1998 zum 100. Jahrestag der ersten Fotographie des Tuches und im Jahr 2000 zum Großen Jubeljahr öffentlich ausgestellt. Erst 2025 ist die nächste Ausstellung geplant. Trotz der ungeklärten Herkunft wird die Reliquie von der katholischen Kirche als Ikone eingestuft. Alles Zufall?

Echtheit des Turiner Grabtuchs

Die Echtheit des circa 4,3m x 1,1m großen Turiner Grabtuches, das den Leichnam Jesu Christi umhüllt haben soll, wurde immer wieder bezweifelt. Die seit 1900 durchgeführten Untersuchungen an dem Leinentuch, das den Abdruck eines menschlichen Körpers sowie Blutspuren zeigt, führten immer wieder zu kontroversen Ergebnissen.

Auslöser der ersten Prüfungen des Tuches auf seine Echtheit war eine 1898 erstellte Fotografie, dessen Negativ deutlich die Körperzüge eines gefolterten Menschen mit durchbohrten Hand- und Fußgelenken zeigt. Die Ergebnisse der ersten Analysereihen von 1900, die auf biologischer und anatomischer Basis durchgeführt wurden, bestätigten zunächst seine Authentizität. Eine italienische Experten-Kommission, die das Turiner Grabtuch auf vorhandene Blutspuren erforschte, widerlegte dagegen 1976 nach dreijähriger Arbeit diese erste Studie. Auf gegensätzliche Betrachtungsweisen ihrer Untersuchungsergebnisse kamen die Projektteilnehmer des amerikanischen STURP (Shroud of Turin Reseach Projekt). Während die überwiegende Mehrheit der Projektmitglieder die Blutabbildungen für echt hielten, erkannte ein Wissenschaftler in den Forschungsproben Farbpigmente, wie sie üblicherweise von Künstlern während des 16. Jahrhunderts benutzt wurden.

12 Jahre später kamen drei unabhängig voneinander arbeitende Institutionen über die Radiokohlenstoffdatierung zu dem gemeinsamen Schluss, dass das Alter des Leinentuches mit 95%iger Sicherheit auf die Zeit zwischen 1260 und 1380 zurück zuführen sei und es somit eine Fälschung ist.

2005 bestätigte ein amerikanischer Chemiker dem Tuch ein weitaus höheres Alter auf Grund der in jedem Leinenstoff enthaltenen Chemikalie Vanillin, deren Konzentration dem zeitlichen Verfall unterliegt. Die Probe von 1988 gehöre zu einem Stoff, der zur Restaurierung des Grabtuches im 16. Jahrhundert eingesetzt wurde. Das eigentliche Leinentuch enthalte kein Vanillin und müsse daher bedeutend Älter sein. Seit Anfang 2008 soll die Untersuchung besonders hochauflösender Fotos des Turiner Grabtuches zur Klärung seines Geheimnisses beitragen.